Seit wann bist du dabei, und wofür bist du zuständig?
Ich bin seit dem 01.10.24 Studienleiterin für die systemische Ausbildung in Organisationsentwicklung und Gemeindeberatung. Eigentlich bin ich aber schon viel länger dabei: seit 9 Jahren als Beraterin für das IPOS.
Ich begleite Menschen, eine systemische Haltung zu entwickeln. Also auf Gruppen, Teams und Organisationen zu schauen mit besonderem Blick auf die Kommunikation im System und wie dort entschieden wird. Das Spannende bei dieser Ausbildung ist ja, sich mit der Frage zu beschäftigen, was systemische Beratung und Organisationsentwicklung ist, und von Anfang an schon zu beraten. Also sich theoretisches Wissen anzueignen und gleichzeitig praktische Erfahrungen zu sammeln.
Zu jeder Aus- oder Weiterbildung über einen so langen Zeitraum gehört auch die persönliche Weiterentwicklung und besonders die eigene Reflexion. Ich bin dafür zuständig, den Lernraum zur Verfügung zu stellen, damit all die Erfahrung und das Können, das die Menschen mitbringen, sich mit dem verbindet, was jetzt neu dazu kommt.
Was hast du vorher beruflich gemacht?
Ich war zwanzig Jahre Referentin für Bildung im Evangelischen Dekanat Hochtaunus. Da war ich auch schon Ausbildungsleiterin, nämlich für Lektor:innen und Prädikant:innen. Ich habe außerdem innovative Projekte konzipiert und durchgeführt, „Von Gott reden an gewöhnlichen Orten“ und Tauffeste zum Beispiel.
Wichtig war mir immer die Kooperation mit Partnern außerhalb von Kirche, mit Schulen etwa oder dem Freilichtmuseum Hessenpark. Zusammen mit der Museumspädagogik des Hessenparks habe ich Familientage gestaltet. Und ich habe alle Schulen im Hochtaunuskreis mit einen Trauerkoffer ausgestattet.
Und schließlich war ich zuständig für die Unterstützung und Begleitung von Ehrenamtlichen.
Was begeistert dich an deiner Arbeit?
Es begeistert mich, Menschen zu begleiten in Bildungs- und Entwicklungsprozessen. Menschen miteinander zu vernetzen und ganz unterschiedliche Perspektiven zusammenzubringen. Das ist auch eine Stärke der Ausbildung, dass da Menschen mit ganz unterschiedlichen Kontexten und Berufen zusammenkommen. Es begeistert mich sehr, Räume zu eröffnen, in denen Menschen miteinander ins Gespräch kommen, wo etwas entsteht und sich etwas verändert. In der Annahme, dass gleichzeitig alles schon da ist und im Zwischenraum neu entsteht. Meine eigene Haltung ist die der „stellvertretenden Zuversicht“, die ich einbringe, – und gleichzeitig eine Haltung, es nicht (besser) zu wissen und nicht machen zu können und nicht zu wissen, was geschehen wird.
Was war bisher das größte Highlight für dich in der Beratung? Und was die größte Herausforderung?
Es ist immer wieder ein Highlight für mich, wenn Menschen miteinander so ins Gespräch kommen, dass alle zu Wort kommen, dass Wahrnehmungen der Einzelnen in die Mitte gelegt werden und dass Dinge zur Sprache kommen. Damit beginnen Veränderungen. Und wenn es gelingt, zu anderen Formen der Kommunikation zu ermutigen und neue Entscheidungswege auszuprobieren. Und dann kommt irgendwann der Punkt, wo sich etwas wandelt, wo etwas entsteht. Das ist immer wieder ein Highlight.
Meine Herausforderung ist: Es zu halten und auch auszuhalten, dass ich zwar meine Beobachtungen, meine Erfahrungen in Prozessen, passende Methoden zur Verfügung stelle, es aber nicht in der Hand habe, was daraus wird. Und dass es dauert. Ich würde sagen, es ist Herausforderung und gleichzeitig vielleicht Stärke, immer zugleich fremd und zugehörig zu sein. Wir werden in der Beratung Teil des Systems und bleiben zugleich fremd. Fremd und zugehörig zu sein, gehört zu meiner Art des Beratens und zu meiner Art in der Welt zu sein.
Dein Lieblingsvers / Motto / Spruch?
„Mutig und demütig“ ist ein Motto, das mich begleitet.
Dein Lieblingsort?
Burgeis im Vinschgau, das ist mein Sehnsuchtsort.
Deine Buchempfehlung?
„Die Kunst des Konflikts“ von Klaus Eidenschink
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